Backnang – Gleich mehrere Premieren gab es bei der Vertreterversammlung der Volksbank Backnang am Dienstagabend (7. Mai 2024) im Backnanger Bürgerhaus. Zum ersten Mal blickten der Aufsichtsratsvorsitzende Nils Söhnle und der Vorstandsvorsitzende Jürgen Schwab auf die Entwicklung der Genossenschaftsbank im vergangenen Jahr zurück. Nils Söhnle ist gebürtiger Backnanger, Wirtschaftsprüfer, Steuerberater und seit Mai 2023 im Amt. Jürgen Schwab, der ebenfalls aus Backnang stammt, startete seine Laufbahn bei der Volksbank 1986 mit einer Ausbildung zum Bankkaufmann und wurde zum Jahresbeginn Vorstandsvorsitzender.
Für viele Vertreterinnen und Vertreter war es die erste Teilnahme an einer Vertreterversammlung, nachdem sie im vergangenen Jahr neu in das Amt gewählt worden waren. Wie es für Genossenschaftsbanken typisch ist, bestimmen die Vertreter über die Entwicklung der Volksbank mit.
Stabile Wirtschaft in der Region trotz allgemeiner Konjunkturflaute
Jürgen Schwab, der gemeinsam mit Dr. Wolfgang Matt und Miroslav Starcevic das Vorstandsteam bildet, berichtete von einem wirtschaftlich durchwachsenen Jahr 2023: „Insgesamt war die konjunkturelle Entwicklung eher schwach. Alles in allem zeigte sich die Wirtschaft im Rems-Murr-Kreis aber stabil“, sagte Schwab. Eine fehlende Inlands-Nachfrage, Fachkräftemangel und die Folgen globaler Unsicherheiten seien für Unternehmen belastend gewesen.
Verbraucherinnen und Verbrauchern habe die Inflation Sorgen bereit. Diese sei zwar zum Jahresende zurückgegangen, bei Lebensmitteln hätten die hohen Preise jedoch angehalten. „Das beschäftigt die Menschen natürlich, zum Beispiel beim wöchentlichen Einkauf“, sagte Schwab.
Zuwachs bei Einlagen und Krediten
Das Kundengeschäft der Volksbank entwickelte sich 2023 positiv. Die Einlagen der Kundinnen und Kunden, also vor allem das Geld auf Giro- und Festgeldkonten, stiegen zum 31.12.2023 um 1,7 Prozent auf 1,841 Milliarden Euro (31.12.2022: 1,810 Milliarden Euro). Viele setzten nach wie vor auf schnell abrufbare Geldanlagen. Um einen höheren Zinsertrag zu erzielen, sei es aber zielführender, auf unterschiedliche Laufzeiten und Anlageklassen zu setzen und zum Beispiel Aktien, Anleihen oder Fonds mit einzubeziehen.
Zinswende beeinflusste regionalen Wohnungsmarkt
Das Kundenkreditgeschäft konnte 2023 um 1,9 Prozent ausgebaut werden auf 1,765 Milliarden Euro (31.12.2022: 1,733 Milliarden Euro). Die Kreditvergabe umfasste vor allem Unternehmensfinanzierungen in der Region. Das gestiegene Zinsniveau erhöhte die Zinsen auf Kredite, was zu einer rückläufigen Nachfrage nach Wohnbaufinanzierungen und Investitionskrediten geführt hat. Viele Menschen hätten im vergangenen Jahr den Bau oder Erwerb einer Immobilie zurückstellt. Stark nachgefragt waren Kredite zur energetischen Sanierung von Gebäuden. Weiterhin Konjunktur hatte das Bausparen.
Die Ertragslage der Volksbank war insgesamt gut. Der Provisionsüberschuss sowie der Zinsüberschuss konnten gesteigert werden. Das Betriebsergebnis lag mit einem Plus von 6,3 Prozent bei 24,6 Millionen Euro (31.12.2022: 23,1 Millionen Euro).
Vom 2023 erzielten Gewinn wird die Bank 4 Millionen Euro zur Eigenkapitalstärkung nutzen. Ihren Mitgliedern zahlt die Bank eine Dividende in Höhe von 4 Prozent auf ihre Geschäftsanteile aus, das sind rund 1,4 Millionen Euro. Einen entsprechenden Beschluss fasste die Versammlung einstimmig. Vorstand und Aufsichtsrat wurden für ihre Tätigkeit von den insgesamt 202 anwesenden Vertreterinnen und Vertretern ohne Gegenstimmen entlastet.
44.914 Mitglieder der Genossenschaftsbank
Ende 2023 waren 44.914 Menschen Mitglieder der Genossenschaftsbank (31.12.2022: 45.285). 273 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter waren für die Volksbank im Einsatz (31.12.2022: 273). Der Bilanzgewinn betrug rund 5,416 Millionen Euro (31.12.2022: 5,031 Millionen Euro). Die Bilanzsumme sank leicht um 0,8 Prozent auf 2,428 Milliarden Euro (31.12.2022: 2,447 Milliarden Euro).
Nachhaltige Ausrichtung gestärkt
Spenden in Höhe von 155.000 Euro und Sponsorings über 100.000 Euro flossen von der Volksbank Backnang sowie ihrer Stiftung in Projekte und Vereine in der Region.
Dieses Engagement gehört zur nachhaltigen Ausrichtung der Genossenschaftsbank, deren Wirtschaften auf Langfristigkeit ausgerichtet ist. Die Bank hat gerade ihren ersten Nachhaltigkeitsbericht veröffentlicht, der über ökologischen Nutzen wie das Einrichten von E-Ladesäulen in Sulzbach und Murrhardt oder Energieeinsparungen im Geschäftsbetrieb weitere Facetten umfasst. „Wir bieten Bürgerinnen und Bürgern die Möglichkeit zur Teilhabe“, erklärte Schwab. „Zudem sind wir Finanzierer und Begleiter der regionalen Wirtschaft und wir beraten zu Fördermitteln für mehr Nachhaltigkeit.“
Auf der Tagesordnung standen weitere Abstimmungen. Mit 13 Gegenstimmen wurde eine Neufassung der Satzung beschlossen. Neu aufgenommen wurde unter anderem die Möglichkeit, die Vertreterversammlung sowie Sitzungen des Aufsichtsrats auch virtuell oder teilweise virtuell abzuhalten. Jürgen Schwab bekräftigte aber die Absicht, an Präsenzveranstaltungen festzuhalten. Zudem wurde die Nachschusspflicht durch Mitglieder der Genossenschaftsbank gestrichen. Mit zwölf Gegenstimmen wurde eine Anpassung des Vergütungsrahmens des Aufsichtsrats beschlossen, der zuletzt vor neun Jahren vorgenommen worden war. Als Gründe für die Erhöhung wurden die zunehmende Komplexität der Aufgaben und der stark gestiegene Zeitaufwand für die Tätigkeit im Aufsichtsrat genannt.
Würdigung für früheren Vorstandsvorsitzenden Jürgen Beerkircher
Gewürdigt wurde der ehemalige Vorstandsvorsitzende der Volksbank Jürgen Beerkircher, der sich zum Jahresende 2023 in den Ruhestand verabschiedet hat. Der Aufsichtsratsvorsitzende Nils Söhnle richtete sich mit wertschätzenden Worten an den 65-Jährigen: „Sie haben während Ihrer 13 Jahre im Vorstand und sechs davon als Vorstandsvorsitzender viele strategische Entscheidungen ins Rollen gebracht und ihren Nachfolgern eine gut bestellte Bank hinterlassen.“ Carsten Eisele, Mitglied des Vorstands des Baden-Württembergischen Genossenschaftsverbands (bwgv), zeichnete Jürgen Beerkircher mit der Ehrennadel in Silber des bwgv aus, weil er sich „mit viel Energie und Kompetenz für die Genossenschaftsidee eingesetzt hat“.