„Wir lassen uns einspinnen in eine Welt, die uns verwöhnt“, sagt Professor Udo Di Fabio zur Digitalisierung. Der frühere Richter am Bundesverfassungsgericht war bei der Unternehmerfrauen-Veranstaltung der VR-Banken im Rems-Murr-Kreis zu Gast.
„Wie im Science-Fiction-Film“
Der Jurist Udo Di Fabio über seine Erfahrungen mit dem autonomen Fahren
Über das Verhältnis von Mensch und Maschine hat Professor Udo Di Fabio bei der Unternehmerfrauen-Veranstaltung der Volksbanken Raiffeisenbanken im Rems-Murr-Kreis gesprochen. Im Backnanger Bürgerhaus hat der frühere Richter am Bundesverfassungsgericht erläutert, welche Konsequenzen es hat, wenn der Mensch mehr und mehr Aufgaben in die Hände von Maschinen gibt.
Di Fabio lehrt unter anderem an der Universität Bonn am Institut für Öffentliches Recht. Er hat zudem eine vom Bundesverkehrsminister eingesetzte Ethik-Kommission zum „automatisierten und vernetzten Fahren“ geleitet. Dabei hat er selbst auf dem Fahrersitz eines Autos Platz nehmen dürfen, das selbstständig lenkt und die Fahrspur wechselt. „Das ist wie in einem Science-Fiction-Film.“ Fahren auf diese Weise sei bequem, doch als Jurist frage er sich, wer im Falle eines Unglücks die Haftung übernehme.
In seinem Versuchsauto wurde das Lenkrad einfach eingezogen und sei dann in der Armatur verschwunden, damit er als Mensch nicht mehr eingreifen konnte. „Der Fahrer hat in diesem Moment nicht mehr die Verantwortung“, so Di Fabio. Er habe sich mit seinen Mitfahrern unterhalten können, ohne auf die Straße zu achten.
Di Fabio sprach ethische Fragen an, die sich aus einer solchen Situation ergeben: Wie entscheidet das Auto in Situationen, bei der Menschen in Gefahr geraten? „Technik ist nicht menschlich.“ Di Fabios Fazit lautete deshalb: Der Gesetzgeber muss die Regeln vorgeben. „Wir müssen unsere menschliche und freiheitliche Gesellschaft stärken, statt sie zu schwächen. Nur dann ist technischer Fortschritt sinnvoll.“