Jeder spricht über die kleinen Flitzer. Aber taugen sie auch wirklich was sie versprechen? Wir machen den Praxis-Test mit dem BMW X2City im Zweiradcenter Urban in Backnang.
In den großen Metropolen längst Alltagsbild, in Backnang sind sie noch eher selten anzutreffen - eScooter, die neuen kleinen Flitzer die nachhaltige Mobiliät versprechen. Sind sie die neuen "Helden des Alltags" oder doch nur ein vorübergehender Trend? Zwei Fragen, die genug Anlass für unser Social-Media-Team waren, einen Selbsttest zu machen.
Blau, massiv und auf großen Füßen - so wirkt das uns zur Verfügung gestellte Modell X2City aus dem Hause BMW Motorrad beim ersten Anblick, als wir den Scooter durch einen Mitarbeiter des Zweiradcenter Urban überreicht bekommen. Vier Minuten später sind wir in das Gerät eingewiesen. Was sofort positiv auffällt - eine breite Trittfläche und ein fast leeres Cockpit - lediglich eine kleines Bedienteil befindet sich neben dem Bremshebel am Lenker.
Der robust wirkenden Rahmen in seiner blauen Lackierung wirkt wuchtig, wenn man beim Stichwort eScooter eher an klein und leicht denkt. Bei genauem Hinsehen werden einem die Vorteile jedoch schnell klar - maximale Stabiliät und die Möglichkeit, solide Anbauteile zu verwenden.
Bei der Beleuchtung setzt man auf Supernova LED Front- und Rücklichter. Zu der Sichtbarkeit und Leuchtkraft, können wir aufgrund der Tageszeit keine verlässliche Aussage treffen.
Das Pedal
Besonders auffällig ist das kleine silberne Pedal am hinteren Ende des Trittbretts. In diesem liegt auch einer der großen Unterschiede zu anderen eScooter-Modellen, welche mit einem drehbaren Handgriff oder Daumenhebel beschleunigt werden. Beim X2City geschieht dies nach einem Antritt aus den Beinen, durch drücken und darauf stehen bleiben des Pedals.
Der Akku
Mit Hilfe des mitgelieferten Schlüsslens, lässt sich im Handumdrehen die Bodenplatte des Trittbretts öffnen, darunter kommt der 408Wh starke Lithium-Ionen-Energielieferant zum Vorschein. Bei korrekt verschlossener Klappe, ist dieser dort vor Regen und Spritzwasser geschützt.
Die Bremse
Hier kommt eine bissige, hydraulische Scheibenbremse aus dem Hause Magura zum Einsatz. Die große Bremsscheibe gibt der Bremse ordentliche Verzögerungswerte. Die richtige Bremstechnik vorausgesetzt, kann damit im Notfall auch aus voller Fahrt mit sehr kurzem Bremsweg verzögert werden. Ein bisschen handwerkliches Geschick vorausgesetzt, lassen sich die Bremsbeläge auch zu Hause tauschen.
Der BMW Motorrad X2City deckt die gesamte Bandbreite der individuellen, urbanen Mobilität ab.
Es ist ein attraktives Verkehrsmittel für den Weg zur Schule, in die Arbeit wie auch in der Freizeit. Dank großen Luft-Reifen, fährt er komfortabel und emissionsfrei auf Shopping-Touren oder zum Sightseeing durch urbane Ballungsgebiete.
Auf Urlaubsreisen findet er seinen Platz in einem Wohnmobil, Camper oder auf einem Boot , um auch dort jederzeit für spontanen Fahrspaß zu sorgen.
Auch wenn das Fahren des BMW Motorrad X2City keine spezielle Bekleidung erfordert, wird das Tragen eines Fahrradhelms empfohlen.
Akku-Kapazität | entnehmbarer Lithium-Ionen-Akku mit 408 Wh unter dem Trittbrett regen- und spritzwassergeschützt verbaut |
Reichweite (laut Hersteller) | mind. 20 km |
Unterstützung | ab 6 km/h bis max. 20 km/h - Marquardt 250W Getriebenabenmotor |
Display | Marquardt Display |
Bedienelement | einfache Bedienung direkt am Display |
Hersteller | BMW Motorrad |
Rahmenfarbe | blau |
Rahmenmaterial | geschweißter Aluminium 7005 Gitterrohrrahmen |
Radgröße | 16 Zoll |
Bereifung | 16x2.6 Luftbereifung von VEE Rubber |
Bremsen | Magura MT2 140mm hydraulische Scheibenbremse |
Bremshebel | Magura MT2 - Betätigen der Bremse unterbricht die Unterstützung |
Griffe | Ergon Ergonomie-Griffe |
Rücklicht | Supernova LED Rückleuchte |
Scheinwerfer | Supernova LED Frontleuchte |
Extras | ca. 20 kg, zulässiges Gesamtgewicht: max. 150 kg |
Nach der detaillierten Inspektion gilt es, den Scooter artgerecht zu bewegen. Nach Drücken des Power-Schalters am Bedienteil, wählt man mit den Up/Down-Tasten die gewünschte maximale Geschwindigkeit (8, 12, 16, 18 und 20 km/h). Für den Start benötigt es 1-2 Antritte, um den Scooter in eine Grundgeschwindigkeit von ca. 6 km/h zu versetzen. Durch das anschliessende Treten des silbernen Pedals, greift der e-Motor. Hier liegt auch die Besonderheit des X2City - der Motor unterstützt nur, wenn das Pedal gedrückt ist - entlastet man dieses oder greift man die Bremse, schaltet die Unterstützung ab und der e-Motor muss durch erneutes belasten des Pedals wieder aktiviert werden.
Auch hier kommt wieder das Pedal ins Spiel. Bei unserer Testfahrt haben wir die höchste Stufe (20 km/h) vorgewählt. Nach Antreten auf Grundgeschwindigkeit und treten des Pedals mit der Ferse, summen wir zuerst mit 8 km/h dahin. Durch erneutes Antreten des Pedals beschleunigen wir uns schrittweise durch die einzelnen Geschwindigkeitsstufen von 8 auf 12/16/18 bis auf letztendlich 20 km/h. Dieses Handling ist gewöhnungsbedürftig, sitzt aber nach wenigen Runden auf dem Parkplatz.
Wo das Gewicht bei Transport und Verladen einerseits ein Nachteil ist, haben wir es während der Fahrt als Vorteil wahrgenommen - der Scooter liegt dadurch sehr satt auf dem Asphalt. Zusammen mit den 16" Lufträdern, ergibt sich so ein sehr angenehmes Fahrgefühl. Auch das Überfahren von niederen Kanten oder Schlaglöcher, lassen sich gefahrlos meistern.
Lenken und steuern ging uns einfach von der Hand. Das breite Trittbrett, sorgt für ausreichend Standfläche und erspart einen lässtigen Balance-Akte.
In puncto Nachhaltigkeit, muss man das Thema eScooter sicher differenziert betrachten. Einen sinnvollen Umgang vorausgesetzt und auf Qualität geachtet, ergeben sich sicher positive Effekte.
Als kritische Aspekte wurde uns durch Stefanie Urban-Häbich, Geschäftsführerin des Zweiradcenter Urban, unter anderem das Verhalten der Menschen genannt. Es kommt vor, dass die Leih-Scooter achtlos weggeworfen und teilweise in Flüssen versenken werden. Auch der Kauf von niederer Qualität bei eigenen Geräten, welche oftmals mit minderwertigen Akkus bestückt sind. Hier gilt es, ein Bewusstsein zu schaffen und einen vernünftigen Umgang zu etablieren.
Der BMW X2 City ist mit 2.399 Euro ein eScooter der Oberklasse. Man spürt aber von Anfang an, dass es sich um etwas Wertiges handelt.
Der Antrieb über das Pedal war für uns gewöhnungsbedürftig, wenngleich wir auch keinen Vergleich gezogen und andere Antriebsarten getestet haben. Ein vorstellbarer Vorteil dieses Systems ist jedoch die Tatsache, dass man für Abbiege-Handzeichen nicht an Geschwindigkeit einbüßt, wie dies z.B. bei Antrieben über "Griff-Steuerung" der Fall wäre. Weiterhin wird dadurch ein ungewolltes beschleunigen in Notsituationen vermieden, in welchen der Fahrer ungewollt panisch den Lenker festkrallt.
Die großen 16" Laufräder sorgen zusammen mit der sehr effizienten Bremsanlage für ein sicheres Fahrgefühl. Durch Variieren des Reifendrucks, kann außerdem ein guter Konpromiss zwischen Abrollverhalten und Comfort errreicht werden.
Lediglich das Gewicht von ca. 20 kg in Kombination mit den begrenzten Möglichkeiten, den Roller zusammen zu falten, gehen etwas zu Lasten der Transportmöglichkeiten, z.B. in einem PKW-Kofferraum oder öffentlichen Verkehrsmitteln.
Als nachhalitges innerstädtisches Ersatz-Verkehrsmittel, können wir uns das getestete Modell bzw. eScooter im Allgemeinen jedoch gut vorstellen. Ein vernünftiges Verhalten, respektvolle Nutzung und eine rücksichtsvolle Fahrweise anderen Verkehrsteilnehmern gegenüber vorausgesetzt.